Freitag, 03. Mai 2024

«Wir Psychologen sind auch Datenexperten»

Was hat Hyrox mit innovativen Mobilitätslösungen zu tun und was macht das AMAG Innovation & Venture LAB eigentlich genau? Genau das haben wir Leah Knecht gefragt, die gerade ihr Traineeprogramm im AMAG LAB absolviert.  

Leah Knecht, eine wahre Sportskanone, hat nach ihrem vierjährigen Psychologiestudium die Traineestelle bei der AMAG angenommen und absolviert zurzeit ihre zweite Session des dreiteiligen Programms im Scouting Team vom AMAG LAB. Wir sprechen mit ihr über die Paralallen von Sport und Innovationsthemen.

Deine bisherigen beruflichen Stationen und dein Wissen über die Psychologie sind superspannend. Aber zuallererst musst du uns etwas über deine kuriosen sportlichen Ambitionen erzählen: Was genau ist Hyrox?

Hyrox (ausgesprochen Heirocks) ist eine neue Trendsportart, die eigentlich für Jedermann geeignet ist und Fitness und Ausdauersport kombiniert. Der Wettkampf wechselt dabei über acht Runden zwischen Kraft- und Ausdauersessions, wobei man immer eine andere Kraftsession bewältigen muss.

Das heisst also, du musst körperlich sehr fit sein?

Naja, ich mache seit sechs Jahren Crossfit, das hilft sicher. Ich will unbedingt zu den Top-100 gehören, wenn mein erster Hyrox-Wettkampf 2025 in der Schweiz stattfindet. Aber jetzt im Juni starte ich erst einmal bei dem «Red Bull 400» in Einsiedeln, einem harten Lauf, bei dem man eine Skischanze entgegen der Flugrichtung zu Fuss bezwingen muss. Da muss ich mir eine gute Trainingsstrategie zurechtlegen, damit ich oben ankomme.

 

 

Leah Knecht, LinkedIn

Crossfit und Hyrox erfordern also auch strategisches Denken und eine schnelle Anpassungsfähigkeit. Siehst du denn Parallelen zwischen diesen Sportarten und den Herausforderungen der Mobilität der Zukunft, mit denen sich das LAB beschäftigt?

Für mich gibt es da auf jeden Fall Parallelen. In beiden Sparten gibt es immer einen Prozess, den man durchläuft. Sowohl im Sport als auch bei der Entwicklung von neuen Geschäftsmodellen geht es darum, sich gut vorzubereiten, schnell auf Veränderungen zu reagieren und vorausschauend zu planen. Aber es geht genauso darum, sich wenn nötig umzustrukturieren und das Training anzupassen. Diese Fähigkeiten sind auch beim Entwickeln von innovativen Mobilitätslösung essenziell.

Weisst du schon welche genauen Aufgaben du übernehmen wirst und bei welchen spezifischen Projekten oder Initiativen du das Team unterstützt?

Ich bin jetzt seit einer Woche im LAB und habe schon einen guten Überblick erhalten. Zuerst liegt der Fokus auf einem Deep Dive betreffend Kundenbedürfnisse im Bereich der Zukunftsmobilität. Wir werden uns intensiv damit beschäftigen, ob bei den neuen Mobilitätsformen auch andere Kundensegmente angesprochen werden müssen. Das Thema ist also sehr komplex und es gibt nicht so etwas wie einen goldenen Weg, den man bestreiten kann. Und hier kann ich mein Wissen aus meinem Psychologiestudium sehr gut einbringen und einsetzen.

Davon bin ich überzeugt. Siehst du denn für diese Aufgabe spezielle Herausforderungen?

Vor allem sehe ich die Herausforderung darin, dass das Thema zukunftsgerichtet ist. Wir haben zwar Daten, die man erheben kann, in dem wir Personen befragen, aber sie kennen die Zukunft genauso wenig, wie du und ich. Man würde natürlich gerne sagen: Die gesammelten Daten geben uns hundertprozentig Recht. Nichtsdestotrotz besteht immer eine «Rest»-Unsicherheit, mit der wir umgehen müssen. Diese Unsicherheit versuchen wir dann mit Experten, die sich mit Zukunftsentwicklungen auskennen, aufzugreifen.

Das heisst also, dass insbesondere die Fragen sehr gut überlegt sein müssen, um dann doch auf erkenntnisreiche Ergebnisse zu kommen?

Genau. In einem ersten Schritt muss man die Segmente definieren und dafür braucht es eine ausreichende Anzahl an Daten. Geschlossen formulierte Fragen helfen dabei, die Antworten besser vergleichbar zu machen und zu kategorisieren. Aber für die Zukunft wäre es sehr interessant, Fokusgruppen-Interviews zu führen oder diese Fokusgruppen einfach mal erzählen lassen, wie sie sich die Zukunft der Mobilität vorstellen. Dadurch erhalten wir einen wertvollen Einblick in Sichtweisen, die wir noch gar nicht beachtet haben.

Gibt es da schon Beispiele, welche aktuellen Fragestellungen im Bereich der Mobilität von psychologischen Erkenntnissen profitieren könnten?

Die Psychologie kann hier helfen zu verstehen, wie Menschen neue Mobilitätsdienste, wie zum Beispiel Ridepooling, wahrnehmen und nutzen, welche Barrieren es gibt und wie diese überwunden werden können. Gleichzeitig liefern wir Einblicke in Präferenzen, Bedenken und Einstellungen der Nutzerinnen und Nutzer. In Bezug auf autonome Fahrzeuge erforschen wir, wie Vertrauen aufgebaut werden kann und welche psychologischen Faktoren das Sicherheitsgefühl beeinflussen. Das kann dazu beitragen, die Akzeptanz und Nutzung autonomer Fahrzeuge zu verbessern. Psychologische Prinzipien, wie Belohnungen, soziale Normen und Gewohnheitsbildung können hierbei relevant sein.

 

Die Strategiefelder des AMAG Innovation & Venture LAB

Interessant. Und wie bringst du deine sportliche Begeisterung und deine beruflichen Erfahrungen zusammen?

Aus meinen sportlichen Rückschlägen konnte ich viel lernen, wie man auch mit schwierigen Situationen im beruflichen Umfeld umgeht. Beispielsweise darf man sich nach einer schlechten Sprintsession nicht herunterziehen lassen, sondern an das nächste Training denken und daran, dass es wieder besser läuft. Im Beruf läuft es ehrlich gesagt ähnlich. Wir setzen uns grosse Ziele, die wir vielleicht nicht bis zum Schluss durchgedacht haben und sind dann frustriert, wenn wir sie zu gegebenem Zeitpunkt nicht umgesetzt haben. Vielmehr macht es doch auch in diesem Kontext Sinn, sich kleine prozesshafte Ziele zu setzen, die dann am Schluss zu einem grossen Ganzen zusammenkommen. Mobilität wird sich verändern und wir wollen hier unseren Impact zeigen. Das ist nicht von heute auf morgen getan, sondern braucht Zeit und kleine Einzelschritte, um dies zu erreichen.

Du befindest dich in der Mitte deines dreiteiligen Traineeprogramms. Was denkst du nimmst du aus den verschiedenen Bereichen mit?

Für mich war es immer wichtig, mit Daten und Statistik zu tun zu haben, aber dabei gleichzeitig nicht den Bezug zur Psychologie zu verlieren. Zudem bin ich aber auch sehr offen Neues auszuprobieren. Und im Inserat der AMAG kam rüber: Das kannst du hier machen. Dies bestätigt sich nun auch bei meinen Rotationen: Angefangen habe ich bei charge:ON und musste mich dem Thema Elektromobilität auseinandersetzen und nun im LAB steht primär der Mensch im Mittelpunkt. Mein Studium kann ich hier optimal einbringen. In einem halben Jahr bin ich dann bei Retail im operativen Geschäft im Bereich Customer Centricity unterwegs. Nach Abschluss meines Traineeprogramms habe ich also ein sehr breites Wissen über die AMAG und kann mich dann entscheiden, in welchem Bereich ich mich spezialisieren möchte.

Vielen Dank für das ausführliche und spannende Gespräch, Leah. Alles Gute für dich!

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