Was bei Personenwagen möglich ist, sollte auch bei Nutzfahrzeugen Anwendung finden können. Ja, es muss sogar! Denn die LKW-Hersteller sind genauso unter Druck, umweltfreundlichere Fahrzeuge zu bauen. In der Schweiz haben einige grössere Firmen wie Coop, Migros oder Feldschlösschen für die Feinverteilung von Gütern bereits einen Teil ihrer Nutzfahrzeugflotte auf Elektro umgestellt. Grosse Lastwagen mit einer Nutzlast bis zu 44 Tonnen haben genug Platz für grosse Batterien. Und im Fahrzeugdepot können die E-Lastwagen immer wieder aufgeladen werden, wenn sie von ihrer Fahrt zurückkommen. Zudem lässt sich das Fahrzeugdach mit Solarpanels bestücken, sodass sogar während der Fahrt Strom produziert wird.
Hierzulande hat das elektrifizierte Nutzfahrzeug eine gewisse Tradition. Johann Albert Tribelhorn war zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit seiner Firma am Zürichsee sogar ein Pionier. Später hatte die Post jahrzehntelang Elektrofahrzeuge im Einsatz, um Briefe und Pakete auszuliefern. Viele Hotels setzten auf einen E-Hotelbus, einige von ihnen bis heute. Für Nutzfahrzeuge bietet sich abgesehen von einem elektrischen Antrieb auch Wasserstoff als Treibstoff an, vor allem wegen seines hohen Wirkungsgrades. Die Branche ist im Moment uneins, ob für LKWs Brennstoffzellen oder Akkus geeigneter sind. Je nach Hersteller wird auf die eine oder auf die andere Technologie gesetzt.
Bei den schweren Motorrädern hat sich, anders als bei den Velos, der Elektroantrieb noch nicht richtig durchgesetzt. Das Modellangebot ist deshalb noch nicht sehr gross. Wie beim Auto tun sich viele Kunden schwer mit dem Umstieg: wegen der geringeren Reichweite im Vergleich zu einem Verbrennungsmotor. Nur wenige Marken haben ein leistungsstarkes Motorrad mit Elektroantrieb im Sortiment. Doch auch hier wird die Auswahl im gleichen Umfang grösser werden wie sich die Akkukapazitäten verbessern. Anders sieht es bei den Rollern aus: Hier sind schon viele Hersteller auf den Trend zum neuen Antrieb aufgesprungen und haben ein elektrisches Modell im Sortiment. Das hat auch damit zu tun, dass der durchschnittliche Radius eines Rollers in der Regel deutlich kleiner ist als derjenige eines grossen Motorrads, mit dem beispielsweise Touren über Pässe unternommen werden.
Velofahren ist an sich schon umweltfreundlich. Der Elektrifizierung des Velos lag also kein Umweltaspekt zugrunde. Im Vordergrund stand viel eher die Bequemlichkeit. Anders als beim Auto nahm die Elektrifizierung des Zweirads schon früher Fahrt auf. Doch auch hier war aller Anfang schwer. In den 1990er-Jahren wurden erste Modelle gebaut, die von einem Elektromotor unterstützt wurden. Die Schweiz war bei dieser Entwicklung führend. Der Durchbruch gelang jedoch nach vielen Rückschlägen erst in der zweiten Hälfte der 2000er-Jahre. Heute sind Elektrovelos voll etabliert. Jede Marke hat ihre Modelle und in jeder Velokategorie – Renner, Mountainbike, Citybike, Trekkingbike – gibt es mittlerweile elektrifizierte Versionen in zwei Stärkeklassen. Im Jahr 2021 wurde knapp eine halbe Million Velos in der Schweiz verkauft, gut 37 Prozent oder 187'000 davon davon waren Elektrovelos.
Der Traum vom Fliegen ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst – und mittlerweile ist er alltäglich geworden. Elektrisch zu fliegen ist der nächste grosse Traum der Menschheit. Kleinflugzeuge und Flugtaxis mit Elektroantrieb gibt es schon, aber Grossraumflugzeuge lassen sich noch nicht auf diese Art bewegen. Ein Elektromotor hat zwar einen viel höheren Wirkungsgrad als ein Verbrennungsmotor und ist damit energieeffizienter. Aber die Batterien, in denen der Strom für den Antrieb des Motors gespeichert wird, haben eine kleinere Energiedichte als Kerosin. Ein grosses Flugzeug, wie es in der zivilen Luftfahrt eingesetzt wird, bräuchte folglich viele schwere Batterien. Diese würden das Startgewicht derart erhöhen, dass ein Abheben rein physikalisch gesehen (noch) nicht möglich wäre.
Das nächste Problem ist die Reichweite. Für Langstreckenflüge genügt die Reichweite mit den heutigen Elektrobatterien nicht. Kürzere Strecken bis zu 1000 Kilometern mit 50-plätzigen Regionalflugzeugen halten Experten hingegen für bald umsetzbar. Die Flugzeugindustrie forscht daran, auch den aktuellen Traum vom Fliegen wahr werden zu lassen. Um das Gewicht des Elektroflugzeuges massiv zu reduzieren, sollen Rumpf und Flügel ganz oder teilweise aus Karbon gefertigt werden. Als Zwischenlösung – wieder eine Parallele zur Autobranche – könnte die Hybridtechnologie eingesetzt werden. Es scheint jedoch am wahrscheinlichsten, dass bei Flugzeugen synthetische Treibstoffe zum Einsatz gelangen.
Die Swiss hat als erste Fluggesellschaft der Welt mit dem ETH Spin-off Synhelion eine strategische Zusammenarbeit zur Markteinführung von solarem Treibstoff vereinbart.