Seit 75 Jahren erobert der VW Bulli die Welt immer wieder aufs Neue. Ob als Symbol des Wirtschaftswunders oder der Hippie-Bewegung, ob als Familienauto oder Campingwagen: Seit fast einem Jahrhundert bewegt er die Menschen. Doch was ist die Geschichte der Ikone? Das erfährst Du im Blogbeitrag.
Die Wirtschaft kommt 1950 nach den Kriegsjahren in Europa wieder ins Rollen. Besonders in der 1949 gegründeten Bundesrepublik Deutschland boomt das Wirtschaftswunder. Neue Unternehmen entstehen, es gibt nahezu keine Arbeitslosigkeit und Import und Export beginnen zu florieren. Doch genau hier stehen viele Unternehmen plötzlich vor einem Problem: Wie können die vielen Waren effizient transportiert werden?
Ein multifunktionaler und kleiner Lieferwagen, der den unterschiedlichen Bedürfnissen der einzelnen Branchen gerecht wurde und es erlaubte, mit dem raschen Tempo der wachsenden Wirtschaft Schritt zu halten, musste her.
Die Lösung: «Ein Bulli für alle»
Bereits im Frühjahr 1950 hatte Volkswagen die Lösung: Am 8. März lief zum ersten Mal im Wolfsburger Werk das zweite Fahrzeugmodell nach dem VW Käfer vom Band: Der Transport T1. Heute ist er besser bekannt als der ikonische Bulli Bus. Mit ihm lieferte das Automobilunternehmen den kleinen Helfer des Wirtschaftswunders.
Der T1 brachte 1950 alles mit, was damals benötigt wurde: Er war kompakt und vielseitig einsetzbar. Die Idee für den 4,10 Meter langen Kastenwagen mit einem Fassungsvermögen von 4,5 Kubikmetern hatte Bernardus «Ben» Pon, der Inhaber vom Generalimporteur Volkswagen in den Niederlanden, als er 1947 das VW-Werk in Wolfsburg besuchte. Im Werk sah er, wie die Mitarbeitenden mit kleinen Lieferwägen unterwegs waren. Dabei kam ihm eine Idee, die er am 23. April 1947 in seinem Ringnotizbuch mit schwarzem Einband festhielt: Ein kleiner Transporter, der so robust sein sollte wie ein VW Käfer.
Als Ben Pon seine Idee mit Heinrich Nordhoff, dem damaligen VW-Generaldirektor, teilte, liess dieser innerhalb von zwei Jahren den kleinen Transporter, der schnell zur Ikone werden sollte, entwickeln.
VW Bulli: Die DNA einer Ikone
Während die VW Busse in Wolfsburg und ab 1956 im neuen Werk in Hannover aus den Produktionshallen rollten, eroberte der Transporter nicht nur die Strassen, sondern auch die Herzen der Menschen im Sturm. So folgten auf den allerersten Bus 1950 12,5 Millionen weitere Bullis. Auch bei den Schweizerinnen und Schweizern war der Transporter von Beginn an hoch im Kurs. So gehörte die Schweiz bereits im Geburtsjahr des Transporters zu den Hauptabnahmeländern.
Auf den im Laderaum fensterlosen Kastenwagen mit der zweigeteilten Frontscheibe, folgten in den ersten Jahren schnell neue Karrosserievarianten und schon bald auch ganz neue Modelle. Denn der kleine Helfer des Wirtschaftswunders wurde immer vielseitiger eingesetzt: Ob als Polizeiauto, Krankenwagen, Feuerwehrauto oder später als Camping-Ikone, die Einsatzmöglichkeiten des Bullis kannten keine Grenzen. Der multifunktionale T1 entwickelte sich dabei zur Ikone, dessen DNA in jeder seiner Nachfolger enthalten ist.
Aus einem Bulli werden viele Bullis
Während alle Modelle des erfolgreichsten Nutzfahrzeugs Europas die DNA des T1 in ihrem Design tragen und damit über die 75 Jahre hinweg alle VW-Busse unverwechselbar blieben, entwickelte sich der Bulli immer weiter.
Die allererste Modellvariante des Transporter ist 1950 nach dem VW Käfer alias Typ 1 das zweite Fahrzeugmodell von Volkswagen. Das neue Modell Transporter nannten sie intern daher einfach Typ 2. Nach 1,8 Millionen Fahrzeugen wird die Produktion des T1 1967 im Juli eingestellt.
- Die erste Variante des T1 war ein 4,10 m langer Kastenwagen ohne Fenster im Laderaum, der mit einem 18kW (25 PS) Vierzylinder-Boxer-Motor ausgestattet war und eine Geschwindigkeit von 80 km/h erreichen konnte. Später wird die Leistung auf 32 kW (44 PS) erhöht: Der Bulli erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 105 km/h.
- Auf den im März eingeführten Kastenwagen folgten bereits im April 1950 ein Kleinbus und ein Pritschenwagen mit einer Ladefläche.
- Im Juni 1951 folgte «Kleinbus Sonderausführung» besser als Samba-Bus bekannt. Der Kleinbus mit neun Sitzplätzen, 23 Fenstern, einem Panorama-Faltdach und der Zweifarblackierung gilt heute als Legende unter den Bulli-Oldtimern.
- 1969 entsteht mit dem Flower-Power-T1 in Woodstock bei «3 Days of Peace & Music» das wohl berühmteste Bild des Bullis und macht ihn zum Symbol der automobilen Freiheit.
1967 wird der T1 nach mehreren Variationen vom neuen Modell T2 abgelöst. Der T2 steht für die Vielseitigkeit, die den Bulli ausmacht: Mit ihm fahren die Handwerker Europas auf Montage, Kinder entdecken auf seinen Rücksitzen die Welt, die Post bringt mit dem T2 die Pakete und als Campingwagen wird mit ihm Freiheit erlebbar. 1979 läuft die Produktion des T2 in Deutschland aus. Bis dahin wurden 2,2 Millionen Exemplare produziert. Ausserhalb Europas läuft die Produktion jedoch noch mehrere Jahrzehnte weiter.
- Mit dem T2 kommt auch ein verändertes Design für den Bulli Bus. Die v-förmige vertikale Modulation des T1 zwischen den vorderen Rundscheinwerfern wird nun durch eine markante Frontpartie mit horizontalen Linien abgelöst, die die breite des T2 betonen. Ergänzt wird sie durch eine seitliche Schiebetür. Die grösseren Seitenfenster und die einteilige starkgewölbte Windschutzscheibe rahmen das neue Design des zweiten Bulli-Modells ein.
- Aber nicht nur äusserlich, sondern auch technisch brachte der T2 einige Neuheiten mit. Der Fokus der Entwicklungsingenieure lag dabei besonders auf dem Fahrwerk und den Bremsen. Bei einem unveränderten Radstand, als dem Abstand zwischen Vorder- und Hinterachse, von 2,4 Metern und etwas mehr Breite, legte die Karosserie um ganze 20 Zentimeter zu, was sich in einem besseren Raumvolumen bemerkbar machte.
- 1972 folgte nach fünf Jahren Produktion ein grosses Facelift des T2.
1979 stellte Volkswagen dann den Nachfolger des T2 vor: den Transporter T3. Das dritte Modell der Ikone geht dabei als das eckigste Modell in die Geschichte ein. Trotz seines eckigen Alleinstellungsmerkmals ist er aber auch eine damalige technische Innovation. Während er konzeptionell an seine Vorgänger angeknüpft ist, bringt er die technische Bulli-DNA in die Gegenwart. Auf seiner Basis werden später der allererste California und der erste Multivan entstehen.
- Zudem wurde die Karosserie des T3 auch breiter, höher und länger, wodurch mehr Fahrgast- und Laderaum entstand.
- Die luftgekühlten T3-Boxermotoren verfügen nun über eine Leistung von 37 kW (50 PS) oder 51 kW (70 PS). 1981 folgt dann erstmals ein wassergekühlter Dieselmotor im Heck mit einer Leistung von 37 kW (50 PS). Nur ein Jahr später folgen die eigens für den Bus entwickelten wassergekühlten Boxermotoren mit 44 kW (60 PS) und 57 kW (78 PS). Ihre Leistung wird später auf bis zu 82 kW (112 PS) ansteigen. 1985 folgen weitere Optimierungen: Die Benzinmotoren erhalten Katalysatoren und erste Dieselmotoren einen Turbolader.
- 1985 wird der Bulli schliesslich mit dem «Syncro» und seinem Allradantrieb Offroad fähig.
- 1988 folgt schliesslich mit dem T3 California der werkeigene Camper. Weitere Varianten des T3 wie die Caravelle, der Multivan mit Sondereditionen wie Multivan White Star haben sich bis dahin schon etabliert.
Im August 1990 stellt Volkswagen dann den T4 vor, welcher bis ins neue Jahrhundert hinein produziert werden wird. Auch die vierte Generation ist eine technische Revolution, die den Bulli vollständig verändert. Über ein Jahrzehnt und zwei Millionen Exemplare wird der technischen Revolutionär aus den Produktionshallen rollen.
- Nach 40 Jahren Heckmotor- und antrieb ist Schluss mit dem bewährten Antriebskonzept. Die Motoren befinden sich nun vorn und trieben nicht mehr die Hinter- sondern die Vorderachse an. Es sei denn es handelt sich um den syncro-Antrieb, für den auch die Hinterachse angerieben werden musste, den es ab 1993 als T4 syncro zu kaufen gab.
- Mit dem neuen Antriebskonzept kommt auch ein neues Design für den bekannten VW Bus. Wo im Heck vorher der Boxermotor Raum eingenommen hatte, nahmen nun die neue Schräglenkerhinterachse, der optionale syncro-Antrieb und ein grösserer Laderaum den freien Platz ein.
- Um den Vier- und Fünfzylinder-Reihenmotoren vorne mehr Platz zugeben wächst der T4 hier nun in die Länge. T4-Käufer konnten damals zwischen drei wasserkühlten Benzin- und zwei Dieselmotoren von 49 kW (61 PS) bis 81 kW (110 PS) wählen.
- Im Januar 1996 gab es dann ein umfassendes Update für den T4. Ab jetzt wurde als erster Turbodieseldirekteinspritzer (TDI) ein 2,5 Liter grosser Fünfzylinder-Motor oder ein VR6-Benziner mit 2,8 Litern Hubraum verbaut. Der Top-TDI leistet ab 1998 ganze 111 kW (151 PS), der Sechszylinder sogar bis zu 150 kW (204 PS).
Nach über einem Jahrzehnt wird der T4 vom T5 abgelöst werden. Die neue Generation des Bullis ist so geräumig und variabel wie keine andere Generation zuvor.
- Bei seinem Design knüpft der T5 dabei eng an seinen Vorgänger den T4 an.
- Der Innenraum des Bullis setzt auf konsequente Ergonomie, was sich besonders für Fahrerinnen und Fahrer des Bullis an einer optimal erreichbaren Joystick-Schaltung auf der Mittelkonsole und einer Cockpitlandschaft, bei der alle Instrumente, Displays und Bedienelemente auf einer Sichtachse liegen, zeigte.
- Erstmals werden drei verschiedene Dachhöhen und durch die steileren Karosseriewände mit einem höheren Ladevolumen angeboten.
- Zudem werden die Allradversionen aufgrund einer neu entwickelten Lamellenkupplung von «syncro» in «4MOTION» umbenannt.
2015 wird der T5 schliesslich vom T6 abgelöst. Neue Motoren, umfassendere Assistenzsysteme und modernere Infotainmentsysteme bilden das Kennzeichen dieser Bulli-Generation. Erkennbar ist der neue Bulli besonders durch das neue Design seiner Frontpartie: stilvolle Geradlinigkeit mit einem hohen Mass an Dynamik. Die Zweifarblackierung erinnert zudem an den Ursprung des Bullis und seine ersten Generationen.
- Mit der Einführung des T6.1 2019 machte Volkswagen seine Ikone zudem fit fürs digitale Zeitalter.
Auch von der Mobilität der Zukunft ist der Bulli ein Teil. Am 9. März 2022 stellte Volkswagen der Welt seinen allerersten vollelektrisch konzipierten Bus den ID. Buzz vor. Während der VW ID. Buzz für die täglichen Fahrten von Familien und Privatpersonen gedacht ist, ist sein Zwilling, der ID. Buzz Cargo, weiterhin für das Transportieren von Waren zuständig.
Der Bulli hat sich von «einem Bulli für alle» zu einem Allrounder für jeden entwickelt. Vom Transporter über den Campingbus bis hin zum Multivan oder der Caravelle. Mit seinen vielfältigen Modellen wird der VW Bus allen Bedürfnissen gerecht. So entwickelt Volkswagen seinen ikonischen Bus bis heute stets weiter: 2022 lancierte Volkswagen den neuen Multivan, zwei Jahre später folgte der neue California auf Basis der Multivan-Langversion. Die neuesten Zugänge sind Transporter als Kombi- und Kastenwagen sowie das Schwestermodell des Transporters Caravelle, die für den professionellen Personentransport konzipiert wurde.
VW Bulli: Eine lebende Legende
Ob als T1 oder T4, als Camping-Variante, Transporter oder vollelektrischer ID. Buzz: Seit 75 Jahren rollt der VW Bulli über die Strassen der Welt. Im Gepäck hat er dabei stets das ikonische Freiheitsgefühl, unverwechselbares Design und einen ganz besonderen Lifestyle. Und während der ehemalige Helfer des Wirtschaftswunders stets mit der Zeit geht und sich immer wieder wandelt, bleiben wir gespannt, was das Bulliversum als nächstes zu bieten hat – Du auch?