Mit bidirektionalem Laden werden Elektroautos zu mobilen Stromspeichern und können Strom bei Bedarf wieder ins Netz zurückgeben. Doch was braucht es, damit E-Autos bidirektional Laden können? Im Blogbeitrag erfährst Du, wie das neue Ladesystem funktioniert.
Wie wäre es, wenn Elektroautos nicht mehr nur bei Ladevorgängen Strom aus dem Netz entnehmen würden, sondern auch wieder aktiv Strom ins Netz einspeisen könnten und so aktiv zur Stromversorgung beitragen würden? Seit einiger Zeit ist die Möglichkeit, dass Elektroautos für die Stabilisierung des Stromnetzes eingesetzt werden, in aller Munde.
Denn Autos werden in der Regel nur etwa 10 Prozent des Tages von A nach B gefahren – den Rest der Zeit verbringen sie auf Parkflächen. Auch Schweizerinnen und Schweizer legen im Durchschnitt nur etwa 37 Kilometer pro Tag zurück[1]. Während Elektroautos 90 Prozent des Tages im Stillstand verbringen, besitzen sie ein grosses Potenzial: ihre Batterie. Denn die Batteriekapazität von E-Autos ist deutlich höher, als für die durchschnittliche Strecke benötigt wird.[2]
Dabei ist es möglich, dass elektrische Fahrzeuge nicht mehr nur bei Ladevorgängen Strom aus dem Netz entnehmen, sondern ihn wieder zurück ins Netz einspeisen und ihn somit wechselseitig fliessen lassen. Elektroautos würden so zu mobilen Stromspeichern werden, die bei Engpässen im Stromnetz aushelfen und die Zukunft der Energieversorgung verändern könnten.
Mit bidirektionalem Laden Systemkosten sparen:
Der Ladevorgang, bei dem Strom in beide Richtungen fliesst – also nicht nur aus der Wallbox ins E-Auto, sondern auch wieder aus der Batterie über die Wallbox zurück ins Stromnetz oder auch in ein Gebäude – nennt sich bidirektionales Laden.
Wusstest Du?
Netzdienliches Laden ist der intelligente Einsatz von Elektrofahrzeugen als mobile Stromspeicher in der Energieversorgung.
Bidirektionales oder auch netzdienlichen Laden macht Elektroautos zu Powerbanks auf Rädern, in denen Stromreserven für das Netz gespeichert werden können, denn der Strom fliesst nun «bidirektional» in beide Richtungen.
Wird das Elektroauto zudem im Eigenheim mittels der eigenen Photovoltaikanlage auf dem Dach geladen, kann dieser Strom später wieder zurück ins eigene Zuhause gegeben und für den eigenen Verbrauch verwendet werden.
Wird bidirektionales Laden mit erneuerbaren Energien wie Solarkraft kombiniert, können nach Schätzungen von Swiss eMobility die Systemkosten des Stromnetzes der Schweiz bis 2050 um bis zu 6.5 Milliarden Schweizer Franken reduzieren und erneuerbare Energien um bis zu 70 Prozent optimaler genutzt werden.[3]
Arten des Bidirektionalen Ladens:
Beim bidirektionalem Laden gibt es verschiedene Arten, wie der Strom aus der Batterie verwendet wird. Die unterschiedlichen Varianten werden als «Vehicle-to-…» bezeichnet. Aktuell wird zwischen folgenden Varianten unterschieden:
- Vehicle-to-home (V2H):
V2H beschreibt den Vorgang, bei dem der Strom aus Elektroautos zurück in ein Gebäude etwa einem Einfamilienhaus gegeben wird. Das Elektroauto wird als Batteriespeicher ins Stromnetz integriert und unterstützt die Stromversorgung des Haushalts. So kann auch Solarstrom der eigenen PV-Anlage bei einer Überproduktion im Elektroauto zwischengespeichert werden.
- Vehicle-to-building (V2B):
Bei V2B wird der Strom zurück in das Stromnetz einer Überbauung gegeben. Der Vorgang ist hier derselbe wie bei V2H – nur, dass mehr Gebäude versorgt werden.
- Vehicle-to-grid (V2G):
V2G bezeichnet die Einspeisung von Strom aus dem Elektroauto zurück ins öffentliche Stromnetz. Für diese Variante muss die Anlage jedoch beim lokalen Stromanbieter angemeldet sein.
- Vehicle-to-load (V2L):
Bei V2L kann der Strom mittels Adapter aus einer Elektroautobatterie für das Betreiben lokaler elektrischer Geräte verwendet werden, wie etwa eine mobile Kühlbox.
Wie können Elektroautos bidirektional laden?
Damit elektrische Fahrzeuge des Volkswagen Konzerns bidirektional laden können, müssen sie über eine Batteriekapazität von 77 kWh oder mehr und über einen bestimmten Softwarestand, der von Marke zu Marke variiert[4], verfügen. Es kann aktuell also noch nicht jedes Auto in beide Richtungen laden, aber es werden immer mehr Modelle. Zudem wird ein Energiemanagementsystem, das den Stromfluss zwischen Elektroauto und Stromnetz steuert, und eine bidirektionale Ladestation benötigt.
Anders als bei herkömmlichen Ladestationen ist in eine bidirektionale Ladestation ein AC/DC-Wechsler integriert, der den Stromaustausch ermöglicht. Dieser wechselt den Gleichstrom (DC) aus dem E-Auto in Wechselstrom (AC), der zur anderweitigen Verwendung genutzt werden kann.
Das musst Du beachten:
Zwar wird nicht von negativen Auswirkungen auf die Batterie ausgegangen, dennoch ist die maximale Betriebsdauer von bidirektionalem Laden derzeit von den Marken der Volkswagen AG für ihre Modelle auf 4’000 Stunden bzw. auf eine maximale (entladene) Energie von 10.000 kWh begrenzt.
Um mit dem eigenen Elektroauto der Volkswagen Marken bidirektional zu laden, dürfen nur zertifizierte Ladestationen verwendet werden. Aktuell stehen Kundinnen und Kunden die Ladelösung S10 E COMPACT der Firma Hager/E3DC und eine Ladelösung von Ambibox für bidirektional-ladefähige Elektroautos der Volkswagen Marken im Bereich V2H zur Verfügung. Zudem muss aus Sicherheits- und Garantiegründen die Genehmigung des Fahrzeugherstellers eingeholt werden.
Bidirektionales Laden als Teil der Mobilität der Zukunft
Während das Angebot rund um bidirektionales Laden heute noch exklusiv ist, wird intensiv an weiteren Möglichkeiten gearbeitet. Einen klaren Vorteil für die Energieversorgung, die durch netzdienliches Laden entsteht, ist aber garantiert und wäre ein weiterer Meilenstein in Richtung Erneuerbare Mobilität. Derzeit erprobt die ZUG ALLIANCE netzdienliches Laden im Rahmen mehrerer Projekte im Raum Zug. Und vielleicht gibt es ja schon bald erste Möglichkeiten, bidirektionales Laden für eine breitere Masse zugänglich zu machen.
Fussnoten
[1] Bundesamt für Statistik, URL: Tägliche Distanz und Unterwegszeit | Bundesamt für Statistik – BFS.
[2] Energie Schweiz: Bidirektionales Laden: Elektroautos als Stromspeicher, Letzter Zugriff am: 14.08.2025.
[3] Swiss eMobility: Faktenblatt Elektromobilität 2025: URL: Publikation des Faktenblatts Elektromobilität 2025: umfassender Überblick, Letzter Zugriff am: 13.08.2025.
[4] Informiere Dich dafür direkt bei deinem Markenpartner.